Heavy Kevy
Heavy Kevy – World Peace und legalize it…
mehr wünscht sich der gebürtige Niederländer gar nicht, zumindest seit er hier bei uns in Tirol lebt. Und das tut er inzwischen bereits seit immerhin fünf Jahren, teils der Liebe wegen, teils wegen Land und Leute. Und vielleicht ist Kevin auch so etwas wie einer der wenigen Rettungsanker, was unsere heimische Heavy Metal Musik betrifft.
Man erinnere sich noch gut an die frühen achtziger Jahre, als unser Innsbruck gerade mal einen Rockclub besaß, und eine einzige Vorzeige-Rockband namens No Bros, die es aber ausgerechnet mit einer Ballade geschafft hatte, einige Aufmerksamkeit zu erregen. Sicherlich gab es da noch so etwas wie eine Szene mit einigen anderen hochmotivierten Talenten und Bands. Aber wirklich geschafft hatte es sonst keiner aus dem Genre, die Tiroler Grenzen nachhaltig zu sprengen. Frustration machte sich breit, und lange Zeit lag die sogenannte Szene komplett brach. Eigenartigerweise änderte sich die Lethargie erst, als das eigentliche Geschäft international bereits schwer den Bach hinunter ging. Ob das nun an der jetzigen Jugend lag, einer neuen Ära, oder einfach dem Drang sich noch einmal richtig profilieren zu wollen, sei dahin gestellt. Auf alle Fälle fließt seit einigen Jahren frisches Blut durch die hardrockenden Adern der Tiroler Alpen und liefert den Beweis, dass immer noch etwas geht, dass Heavy Metal noch lange nicht verwest ist, und dass er grad in Tirol – noch – bzw. wieder schimmelfrei ist. Zu dieser New Generation gehören zum Beispiel ‚Serenity‘ und ‚Mother‘s Cake‘ oder Midriff – und auch Insanity Alert. Letztgenannte geistern seit 2011 durch die Clublandschaft und nicht nur diese und erfreuen sich eines wesentlichen Vorteils – und der heißt Kevin Stout. Grund genug, sich den Wirbelwind, der sich auch gern Heavy Kevy nennt, mal für ein paar Statements vorzuknöpfen. Denn Musik hin oder her, aber eine Insanity Alert Show steht und fällt mit ihm – Punkt um. Davon konnte man sich diesen Sommer u.a. auch beim Full Tension Festival in Bozen überzeugen, wo die Band das gesamte Festivalspublikum und sämtliche andere teilnehmenden Probanten anzog wie ein Misthaufen die Schmeißfliegen, und das, obwohl sie „nur“ auf der kleinen Bühne auftraten. Respekt und auch die heilige Bibel Metal Hammer zeigte sich hellauf angetan von jener Nussknacker Suite a lá Carte, mit einer Extra-Portion Chilly gewürzt.
Etwas exklusiver war es dann beim Rock The Lahn Festival in Meran, bei welchem die Truppe als Support für keine Geringeren als Limp Bizkit fungieren durften. Aber auch das heimische Publikum in Innsbruck und Umgebung weiß inzwischen die Club-Auftritte rund um Piepmatz Heavy Kevy und seinen Jüngern zu schätzen – genauso wie das benachbarte deutsche Klientel. Seit letztem Oktober, also fast genau einem Jahr, liegt ein komplettes, selbstbetiteltes Longplay-Album vor. Und momentan sucht die Band nach einem neuen Schutzpatron für das Nachfolgewerk, an dem sie schon emsig werkeln.
‚Kevin allein zu Haus‘ ist da nicht, und Teamwork steht an erster Stelle, wobei Friedrich Schiller in spe für die Texte zuständig ist und die anderen Domspatzen für die Musik. Letztendlich herrscht aber alles in allem absolute Demokratie im Palast, was wie, wann, wo und überhaupt gemacht wird. Und das ist auch gut so.
Unser Sanges-Caruso Kevin ist in Lekkerkerk, einem kleinen Dorf in der Nähe von Rotterdam,/NL geboren und aufgewachsen. Und nein, er kommt aus keinem musikalischen Umfeld. Selbst begründet er seine Lebensphilosophie folgendermaßen: „Mich hat niemand zur Musik erzogen. Aber mein Vater gab mir, als ich noch ein Kind war, einmal zwei Beatles Kassetten mit dem Roten und Blauen Album darauf. Dadurch fand ich meine Liebe zu den Beatles, gefolgt von den Ramones, ABBA und später Slayer. Und als ich das Skateboarden für mich entdeckte, begleitete mich dazu Musik von Nirvana, Guns‘n‘Roses, Dead Kennedys und den Sex Pistols. Und von da an war ich geimpft und eine Hand gab sich die andere – musikalisch versteht sich.“
Kevin spielt nebenbei noch Bassgitarre und versucht sich manchmal auch an den sechs Saiten. Am besten aber vermag er seinen Kehlkopf einen dreifachen Rittberger schlagen lassen, gepaart mit sehr viel Situationskomik und einem wirklich abwechslungsreichen Schwanentanz auf dem Mount Everest, der sowohl fürs Ohr als auch für‘s Auge etwas zu bieten hat. Insanity Alert war und ist natürlich nicht die erste Band von Mr. Stout. Vorher zwitscherte er bei ‚The Jizz Kids‘ und ‚New Friend‘, auf die er, nach eigener Aussage, auch heute noch mächtig stolz ist. Und gegenwärtig gibt es da noch zwei Projekte ‚The Apers‘ und ‚Funshine‘. Trotzdem sind natürlich Insanity Alert das Zugpferd im persönlichen Lebenslauf.
„In Innsbruck bin ich seit sechs Jahren. Und meine Bandkollegen lernte ich im Laufe der Zeit bei diversen Konzertbesuchen oder in Clubs kennen. 2011 gründeten wir dann die Band. Seit dieser Zeit bin ich auch ziemlich in der lokalen Szene involviert. Ich treffe durch Insanity Alert viele andere Bands, bin viel unterwegs und lerne fortlaufend interessante und nette Menschen kennen. Unsere Shows sind immer eine große Party, bei der alle mitmachen und mitsingen können. Das macht unheimlichen Spaß. Es stehen auch etliche Termine an in nächster Zeit, und das nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland.“
Irgendwann in die Heimat zurückzukehren, dazu hat Klein-Kevin, zumindest vorläufig, keine Lust.
„Ich fühle mich sehr wohl hier in Innsbruck und ich liebe die Stadt. Also vorerst werde ich hier sicher nicht wegziehen. Aber später einmal in einigen Jahren, da wäre ein Plätzchen im Süden Europas schön. Das muss aber nicht gleich sein …“
Wie siehst Du die Zukunft des Heavy Metals? „Es gibt so viele gute Bands, mit denen ich übrigens auch gern mal zusammen touren würde. Da wäre z.B. ‚Municipal Waste‘, ‚Toxic Holocaust‘, ‚Gama Bomb‘, ‚Goatwhore‘ oder ‚Havok‘. Ich bin guter Dinge, dass das auch irgendwann mal hinhaut. Wir haben ja alle Zeit der Welt. Und ich bin überzeugt: Thrash never Dies.“
Kevin Stout, der hollländische Thrashkönig aus Tirol, das Stage-Rumpelstitzchen und der Metal Clown, der seine Band Insanity Alert zu etwas Besonderem gemacht hat, dank seiner, fast zu Tränen rührenden Performance-Comic, hat eigentlich keine großen Wünsche mehr: „Party machen, glücklich sein, die Welt sehen. Der Rest ergibt sich“
Und es ist wahrscheinlich genau diese Einstellung, die er auch auf der Bühne lebt und wegen der er so sympathisch-böse und trotzdem liebenswert rüber kommt. Unterstrichen wird der Zauber noch durch die Band Kollegen mit den klingenden Namen: Don Melanzani – Boomtschjak Zola Gorgon und Bumbumbumbum The Grave Of Death, mit denen er sich zu 100 % ergänzt und vervollständigt. Deshalb sollte man Kevin und sein Kammermusik-Quartet auch unbedingt mindestens einmal live erlebt und gesehen haben. Dann versteht auch der letzte Liebhaber thrashiger Frühlingsmelodien von was und vor allem wem hier die Rede ist … war….!
In diesem Sinne lassen wir Kevin alias Heavy Kevy denn auch das letzte Amen im Glockenturm orgeln. Und dieser Wunsch lautet: „WORLD PEACE und LEGALIZE IT“
Eva Bubek-Louis