Adele
… die Leidensfrau ist zurück
Adele ist wohl die Stimme des 21. Jahrhunderts, und zurzeit kommt niemand an ihr vorbei. Vor Kurzem veröffentlichte sie ihr drittes, lang ersehntes Album „25“ und bricht damit alle Verkaufsrekorde. Nun kommt die Britin u.a. in unsere Gegend und spielt ein paar wenige Konzerte!
Lange Zeit war es still um die britische Sängerin Adele. Ihr letztes Album „21“ ist eines der erfolgreichsten Alben der letzten Jahre. Es hagelte weltweit Platin- und sogar Diamant-Auszeichnungen. 2012 erhielt sie für den Titelsong des James-Bond-Films „Skyfall“ einen Oscar. Ein Erfolg, der schwer zu toppen ist. Vier lange Jahre mussten sich ihre Fans seit „21“ gedulden. Dann veröffentlichte Adele endlich ihr drittes Album „25“ und scheint damit alles richtig zu machen. Bereits die Single „Hello“ stürmte in 40 Ländern an die Chart-Spitze und wurde auf Youtube fast eine halbe Milliarde Mal angeschaut. Jetzt bricht Adele mit „25“ alle Verkaufsrekorde.
In Tottenham aufgewachsen, früh beeinflusst von der Retortenband The Spice Girls, war sie bereits als Kind williges Opfer des konventionellen Radiopop. Als Einzelkind ahnte sie rasch, dass man sich mit gellender Stimme kreissägengleiche Macht verschaffen konnte. Warum sie aber soviel mehr Erfolg bei ihrer Generation hat als etwa Leona Lewis oder Jesse J, ihre Jahrgangskolleginnen an der Brit School of Performing Arts, darüber wäre zu spekulieren. Vielleicht hat es damit zu tun, dass die heute 27-Jährige das Leben am liebsten retrospektiv betrachtet.
Von der eigenwilligen britischen Soul-Tradition hat sich der Weltstar längst abgekoppelt. Mit einem schönen Stück Pathos, das fast ohne Beat auskommt. Die immer wieder zitierte „Soulstimme“ von Adele stellt sich hier in den Dienst einer modern ausproduzierten Pop-Ballade. Mega-Schmelz für die weltweiten Charts. Adeles Wurzeln im R´n`B scheinen ziemlich weit weg. Adeles Auffassung von Soul ist eine andere. Weniger subkulturell, weniger Plattensammler-Nerd-mäßig geprägt. Sie war stets die nette Diva von nebenan.
Beflügelt von der weltweiten Verehrung bewegt sich Adele in ihrem eigenen Kosmos. Und da sind die amerikanischen Megastars näher als eine beswingte Underground-Kultur aus dem Großraum Manchester. Adele hat ihren ersten großen Auftritt mit „25“ dann auch in die Radio City Music Hall in Manhattan gelegt. Großbritannien und seine tribalistischen Musik-Spleens sind für Adele endgültig zu klein geworden. Das zeigen Songs wie „Send My Love (To Your New Lover)“), den der international gefragte Produzent Max Martin aus Schweden mit ihr eingespielt hat. Sicherlich ein cooler, eigenwilliger Track, bei aber auch alle Referenzen zum Seventies Soul verschwunden sind. Im Text schließt Adele fast gelassen mit einer verflossenen Liebe ab, wo die Soul-Tradition ein ewiges Schmachten verordnet hätte. Zwar kann sie weiterhin großartig leiden, siehe „I Miss You“, doch die Musik ist wiederum ein andere Kategorie.
Adele braucht keine Einordnung in Genres mehr. Und wenn, dann ist sie mit „25“ die Barbra Streisand unserer Tage.
Adele geht 2016 auf ausgedehnte Europatournee und Konzerte sind in Berlin, Stockholm, Amsterdam, Barcelona und Paris geplant. Österreich steht noch nicht am Tourplan.